
Erleichterung gibt es bei allen kirchlichen Vertreterinnen und Vertretern nur über die Tatsache, dass keine Personen zu Schaden gekommen seien, auch nicht bei den 140 Rettungskräften. Aber auch so ist es für die Willehadi-Gemeinde in Garbsen - Auf der Horst eine Katastrophe. Sie hatten mit dem Abriss des Gemeindehauses bereits begonnen, um an dessen Stelle ein neues bauen zu können. Bei denen, denen der Abschied vom alten Gemeindehaus schwer fiel, war der Verbleib ihrer Kirche ein großer Trost und ein Zeichen der Beständigkeit der Gemeinde in Garbsen. Nun liegt neben den Resten des Gemeindehauses auch die Kirche in Trümmern - ausgebrannt bis auf die Grundmauern. Ob Teile von ihr erhalten werden können, hängt von den Beurteilungen der Baufachleute ab. Zuerst aber waren die Kriminaltechniker in den Trümmern unterwegs. Eine Brandstiftung schließt hier niemand aus. In Garbsen und auch rund um die Kirche gab es in letzter Zeit zu viele brennende Hecken, Container und Müllhaufen. Bis über die Brandursache gesicherte Erkenntnisse vorliegen, wird aber noch einige Zeit vergehen. Der Schaden ist noch schwer zu beziffern, wird aber auf mindestens eine Millionen Euro geschätzt.
Trost gab es für die Gemeinde und vor allem für die im benachbarten Haus lebende Pastorin Muckelberg von Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann, der versicherte, dass die evangelische Gemeinde an diesem Ort bestehen bleiben wird. Wie das aussehen kann, müsse man aber erst abwarten. Auch Bürgermeister Alexander Heuer sicherte die volle Unterstützung seitens der Stadt Garbsen zu. Man werde schon bald darüber beraten, wie der Kirchengemeinde ganz konkret geholfen werden könne, so Heuer.
Landessuperintendentin Dr. Ingrid Spieckermann machte sich mehrfach aus ihrem Urlaub per Telefon ein Bild der Lage und sprach den Betroffenen Mut zu. Sie wird am Sonntag, 4. August, in der benachbarten katholischen St. Rafael Kirche einen Trauergottesdienst halten. In St. Rafael hatte die Gemeinde bereits seit Aufgabe des Gemeindehauses eine vorübergehende Heimat gefunden.
Um 1.07 Uhr in der Nacht zum Dienstag, 30.7.2013, erreichte die Feuerwehr die Einsatznachricht "Brand in der Kirche - auf der Horst". Als die Rettungskräfte die Kirche erreichen, steht das restliche Gemeindehaus bereits komplett in Flammen. Diese greifen rasch auf die Kirche über. Die Feuerwehr kann in der Kirche nur schwer löschen. Das Dach ist noch intakt und die Kirche hat nur sehr schmale Fenster, durch die die Feuerwehrleute versuchen, den Brand unter Kontrolle zubringen. Dies gelingt ihnen aber erst, als die Unterstützung der Berufsfeuerwehr Hannover eintrifft. Sie hat seit kurzem einen Löschroboter, der in die Kirche gefahren wird und einen Hochnebel erzeugt, der die Flammen eindämmt. Dann wurde mit Hilfe der Abrissfirma das Dach geöffnet, um die brennende Zwischenschicht zu löschen. Gegen 8.40 Uhr wird der Einsatz beendet. Vor Ort bleiben noch mehrere Löschfahrzeuge, da immer wieder Glutnester aufflammen. Erst gegen 14.30 Uhr können alle Rettungskräfte abrücken. Ortsbrandmeister Rüdiger Kauroff zeigte sich besonders betroffen. Schließlich war es die Kirche, in der er selbst konfirmiert wurde, die nun als Ruine vor ihm liegt.
Heute, am 30. Juli, findet um 19.15 Uhr eine Andacht in der St. Rafael Kirche statt. Gebete, Lieder und Texte sollen Trost und Hoffnung spenden. Pastorin Muckelberg macht ihrer Gemeinde mit der Jahreslosung Mut: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Nun ist die Zukunft für uns ein Stück ungewisser geworden, aber wir machen uns trotzdem getrost auf dem Weg", so Muckelberg.