Berlin/Hannover (idea) – Individuelle Seelsorge ist „ganz eindeutig die derzeitige Hauptaufgabe der Kirche“. Diese Ansicht vertrat die Regionalbischöfin des Sprengels Hannover innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Petra Bahr (Hannover), gegenüber der Zeitung „Welt am Sonntag“ (Berlin, Ausgabe vom 5. April).
Es gebe „sehr viele Menschen, die mit der Kirche sonst nicht viel zu tun haben, sich nun aber ungeheuer freuen, wenn sie nach ihren Belastungen in der Corona-Krise gefragt werden und einfach erzählen können“. Das gelte etwa für Klinikärzte, Polizisten und Landräte. Die Kirche könne sich gegenwärtig „ihrer seelsorgerlichen Aufgabe ganz neu vergewissern“, so die Theologin.
Weiter sagte Bahr, in der Kirche hätten derzeit „viele das Gefühl, wir wären nicht präsent“, da Seelsorge immer individuell sei und „nicht ausgestellt werden“ könne. Tatsächlich aber sei die Kirche „jetzt anders präsent als sonst – jedenfalls dann, wenn wir mit den Leuten telefonieren oder Nachbarschaftshilfen organisieren“.
Tatsächlich werde in den Kirchen jetzt wohl so viel telefoniert wie noch nie, schreibt die Welt am Sonntag. Geistliche und Ehrenamtliche verbrächten teilweise ganze Tage damit, vor allem ältere Gemeindemitglieder anzurufen. Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) sagte gegenüber der Zeitung, dies sei „mindestens genauso wichtig“ wie die Übertragung von Gottesdiensten im Internet.
Außerdem vertrat der Bischof die Meinung, die Corona-Pandemie sei nicht eine Strafe Gottes. Vielmehr sei „Gott derjenige, der in Jesus Christus bei den Leidenden ist“. Außerdem erinnerten Naturphänomene wie Virusinfektionen die Menschen daran, dass „die Schöpfung nicht vollendet“ sei. Christen könnten aber „sicher sein, dass Gott am Ende alle Tränen abwischt“.
idea e. V.