Hannovers Kirchenmusikdirektor Lothar Mohn feierte seinen Abschied
Ob Posaunen- oder Kammerchor, Singen mit Kindern oder Bach in der Kantorei, ob Orgellehrer, Dirigent, Fundraiser, Kantor oder Verbandspräsident der Kirchenmusiker*innen, ob musikalischer Projektleiter beim Kirchentag, Hochschullehrer oder Initiator zahlreicher Konzerte und Musikprojekte: das Berufsleben des Kirchenmusikers Lothar Mohn könnte vielfältiger und gefüllter nicht sein. Am Sonntag ist der Kirchenmusikdirektor im Sprengel Hannover und Kantor der Neustädter Hof- & Stadtkirche mit einem feierlichen Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet worden.
Die Liste mit den beruflichen Stationen und Aufgaben von Kirchenmusikdirektor Lothar Mohn ist mindestens genauso lang wie die von den Abstandsregelungen lang gezogene Besucherschlange vor der Tür der Neustädter Hof- und Stadtkirche an diesem Sonntag. Gespannt warten die Gäste, ob noch ein Platz im Kirchraum übrig ist, dessen Fassungsvermögen Corona-bedingt stark reduziert ist. Viele, die mitfeiern und Lothar Mohn gebührend in den Ruhestand verabschieden wollten, positionieren ihren mitgebrachten Klappstuhl lieber gleich auf den Kirchvorplatz, um den Gottesdienst über die aufgebauten Lautsprecher zu verfolgen.
Unter freiem Himmel konnten die Mitfeiernden so nicht nur den Chorälen eines Solistenensembles und den Klängen von Mohns Handglockenchor lauschen, sondern auch verfolgen, wie Arend de Vries, Vizepräsident des Landeskirchenamtes, in seiner Ansprache den Werdegang von Lothar Mohn vom ersten Klavier- und Orgelunterricht bis zur 149. Ausgabe der Gottesdienstreihe ‚Bach um 5‘ nachzeichnete. Manches löste ein heiteres Lächeln beim künftigen Ruheständler aus, anderes, wie die Erinnerung an die zahlreichen Chöre, Ensemble und Orgelschüler, nahm Mohn sichtlich gerührt auf. De Vries sprach dem Geehrten den Dank von Landeskirche, Sprengel und Kirchengemeinde sowie hohe Anerkennung für sein Lebenswerk aus und verabschiedete den Kirchenmusikdirektor mit einem Segen in den Ruhestand: „Gott helfe Dir loszulassen, was loszulassen ist. Gott bewahre in Dir die guten und die beschwerlichen Erfahrungen Deines Dienstes.“
Zuvor hob Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr in ihrer Predigt die verkündigende Funktion der Kirchenmusik hervor: „Musik ist Verkündigung, sie ist kein religionspädagogisches Hilfsmittel oder Lockmittel, um den eh schon zu großen Redeanteil in evangelischen Gottesdiensten auszugleichen“. Musik sei Ausdruck des Bekenntnisses zu Gott, aber auch der Suche, des Fragens nach Gott. Nach Bahrs Ansicht hat der Jubelgesang eines Hallelujas eine enorme Wirkung. Im „Hören, im Mitsummen, im Sichbewegenlassen“ ereigne sich oft ein Sinneswandel, der auch körperlich „bis in die Härchen auf der Haut“ zu spüren sei. „Wie oft schleppen wir uns missmutig oder erschöpft in den Gottesdienst oder in ein Konzert und kommen mit einer Melodie auf den Lippen heiter, still oder aufgewühlt wieder heraus.“, stellte Regionalbischöfin Bahr fest. Sie lobte Mohn sodann als einen „Stimmbildner für das Halleluja der Gemeinde“, der sich zurückhaltend aber klar und ohne inszenierte Art stellvertretend für alle „zum Instrument der Liturgie“ gemacht habe.
Nach dem Gottesdienst war Lothar Mohn dann noch einmal für alle sichtbar in seinem Element zu erleben. Mit einladenden Handbewegungen dirigiert er die lose auf dem Kirchenvorplatz versammelten Gäste zu einem Chor zusammen. Mohns sommerlich leichten, aber dennoch bestimmten Gesten war in diesem Moment abzuspüren, dass ein berufliches Wirken zu einem Abschluss gekommen war, nicht aber die Leidenschaft zur Musik.
Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Hannover - Fabian Gartmann