Ballhof Hannover

Abschied von Kirchenmusikdirektor Lothar Mohn

Nachricht 06. Juli 2020
Lothar Mohn, Kirchenmusikdirektor im Sprengel Hannover (Foto: Fabian Gartmann).

Hannovers Kirchenmusikdirektor geht in den Ruhestand

29 Jahre lang prägte Lothar Mohn als Kirchenmusikdirektor im Sprengel Hannover und Kantor der Neustädter Hof- und Stadtkirche die kirchliche Musiklandschaft. Am Sonntag, 12. Juli, wird Mohn in einem Festgottesdienst um 14 Uhr in den Ruhestand verabschiedet. 250 Stühle stellt die Gemeinde auf dem Platz vor der Kirche für Besucher auf, die der Veranstaltung per Übertragung folgen und anschließend Mohns Abschied feiern wollen. Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr hält die Predigt. Ein Solistenensemble singt Choräle, Lothar Mohn gibt vor dem Gottesdienst um 12.12 Uhr ein halbstündiges Konzert an der Barockorgel.

Abschied vom Traumberuf

Wenn Lothar Mohn Ende Juli in den Ruhestand geht, verabschiedet er sich von seinem Traumberuf. „Als ich mit zwölf Jahren meine erste Orgelstunde hatte, wusste ich, dass ich Kirchenmusiker werden wollte“, erzählt der Kirchenmusikdirektor. 29 Jahre arbeitete er „sehr glücklich“ an der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis als Gemeindekantor und als Kirchenmusikdirektor im Sprengel Hannover. „In kaum einem Beruf gibt es solche Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten“, blickt Mohn zurück.

Kreativer Aufbau und beherzte Initiativen kennzeichnen den Berufsweg des 65-Jährigen. „Als ich kam, gab es einen Kinderchor und eine Kantorei an der Neustädter Kirche“, erzählt er. Im Laufe seiner Amtszeit haben sich ein Handglockenchor und eine 70-köpfige Seniorenkantorei dazugesellt, neue Formate wie „Bach um Fünf“ oder das jährliche Singalong in der Adventszeit sind entstanden, auch die Idee der Kindermusikschule Kikimu geht auf den vielseitigen Kantor zurück.

Pionierarbeit macht ihm Spaß. „Die ersten Instrumente für den Handglockenchor habe ich Ende der 90er Jahre privat aus den USA importiert“, schmunzelt er. „Später erstand ein Chormitglied weitere Glocken in San Francisco und brachte sie in zwei großen Koffern nach Hannover.“ Auch für eine Seniorenkantorei gab es noch wenig Vorbilder. „Mir fiel es schwer, in der St.-Johannis-Kantorei eine Altersgrenze einzuführen“, sagt er. „Bei einer langjährigen Zusammenarbeit entstehen menschliche Bindungen und so suchte ich nach einem speziellen Angebot für ältere Sängerinnen und Sänger.“ Offenbar hatte Mohn mit der Gründung der Seniorenkantorei 2005 einen Nerv getroffen, denn „die Leute strömten aus ganz Hannover herbei“. Darunter auch Menschen, die erst im Rentenalter das Singen für sich entdeckten.

Eine gut gefüllte Kirche war auch die Resonanz auf die 2008 gegründete Reihe „Bach um Fünf“, ein Gottesdienst, bei dem jeweils eine Bachkantate aufgeführt wird. Ohne die Corona-Krise hätte Mohn am 5. Juli zum 150. Mal zu „Bach um Fünf“ eingeladen, so verzeichnet er „nur“ 149 Sonntage mit diesem besonderen Angebot. Aus der Fülle seines Schaffens mag er kaum einzelne Highlights herausheben. „Doch die Uraufführung des Werkes ‚Das Erste ist vergangen‘ von Jelena Firsowa während der Expo 2000 in Hannover war schon etwas Besonderes“, erinnert er sich. Auch der Einbau von drei neuen Orgeln in der Neustädter Hof- und Stadtkirche waren Wegmarken: eine digitale Orgel unten im Kirchenschiff 1997, die spanische Orgel 2001 und die große Barockorgel 2019 auf der Empore.

Mohns Beweglichkeit machte nicht vor den Kirchentüren Halt. Mitte der 90er Jahre brachte er Chorleiter aus ganz Hannover zusammen und stellte mit ihnen große Musikereignisse für die Stadt auf die Beine wie beispielsweise Gesamtaufführungen der geistlichen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Mozart.

„Ich gehe gern mit Menschen um und kommuniziere gerne“ charakterisiert sich Mohn selbst. Am meisten werde ihm deshalb im Ruhestand seine Chorarbeit fehlen, gibt er unumwunden zu. Dafür „kann ich dann mehr Orgel üben, dazu fehlte mir bisher die Zeit“. Ein passendes Instrument in der Nähe seines Wohnortes Barsinghausen werde sich sicher finden.

In Hannover will er seinen Nachfolgern den Weg freigeben. Es werden zwei sein, denn die Stelle des Kirchenmusikdirektors an der Neustädter Hof- und Stadtkirche wird es ab 1. August nicht mehr geben. Als Gemeindekantor wird Michael Čulo ab August an St. Johannis arbeiten und als Kirchenmusikdirektor fängt Harald Röhrig Anfang kommenden Jahres in der Herrenhäuser Kirche an. „Schade, dass die Stelle des Kirchenmusikdirektors damit nicht mehr an eine Innenstadtkirche gebunden ist“, meint Mohn. Doch es freut ihn, dass die Seniorenkantorei und die Kantorei St. Johannis an der Neustädter Kirche weiterexistieren werden, auch für den Handglockenchor wurde eine Perspektive gefunden.

Die Corona-Zeit mit ihrer erzwungenen Konzert- und Chorpause habe ihn schon etwas auf seinen Ruhestand vorbereitet, sagt Mohn lächelnd. Gespannt und mit Freude blickt er auf seinen Abschiedsgottesdienst am Sonntag, 12. Juli, der aus der Kirche nach draußen übertragen wird. Es ist schwer vorstellbar, dass die dort aufgestellten 250 Stühle leer bleiben werden.  

Öffentlichkeitsarbeit des Stadtkirchenverbandes / Sabine Dörfel

Pressesprecher