Schweringen/Kr. Nienburg (epd). Anderthalb Jahre nach ihrer Entwidmung ist am Pfingstsonntag in Schweringen bei Nienburg eine frühere "Hakenkreuzglocke" als Mahnmal wieder eingeweiht worden. Die Bronzeglocke in der dortigen Kreuzkirche war im November 2018 nach einem heftigen Streit in dem 800-Einwohner-Dorf stillgelegt und von zwei Künstlern aus Nürnberg umgestaltet worden. Die evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr übergab sie mit einer kleinen Feier neu ihrer Bestimmung. Wegen der Corona-Pandemie fand die Feier in nichtöffentlichem Rahmen statt.
Die Nürnberger Künstler Hannes Arnold und Klaus-Dieter Eichler haben auf dem heute beschädigten Glockenkörper inzwischen einen warnenden Bibelvers angebracht, der sich wie eine Schärpe quer über das Metall zieht. Zudem enthüllen sie am Sonntag am Fuße des Kirchturms ein Kunstwerk, das Besucher an die Geschichte der Glocke erinnern soll. Für die künstlerische Umgestaltung investierte die hannoversche Landeskirche rund 30.000 Euro.
Regionalbischöfin Bahr betonte, die kritische Beschäftigung mit der Glocke sei langwierig aber notwendig gewesen. "Die alte Glocke ist verwandelt. Sie ist eine Beziehung mit dem Mahnmal vor der Tür eingegangen. Nun kann jeder sehen, dass diese Glocke eine Geschichte hat", sagte die Theologin am Sonntag. "Der Schriftzug legt sich über die Spuren des weggeflexten Hakenkreuzes, ohne diese Spuren verschwinden zu lassen. Keine neue Dekoschicht, die sich über die Geschichte legt, sondern ein Wort Jesu aus dem Matthäusevangelium." Die Glocke läute wieder. Sie trage schwer am Gewicht ihrer Geschichte, aber das Wort Jesu lasse sie leicht werden.
epd - Landesdienst Niedersachsen-Bremen