Hannover. „Wir leben inmitten sich häufender Krisen, über die wir dank der Medien und öffentlicher Diskussionen bestens informiert sind“, stellte Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Universität München, fest. „Wir wissen, dass wir beispielsweise angesichts der drohenden Klimakatastrophe unser Leben ändern müssten, dennoch geht die Alltagsroutine der meisten Menschen unvermindert weiter.“ Die Gründe für diese „gesellschaftliche Trägheit“ gelte es herauszufinden, um Verhaltens- und Einstellungsveränderungen einzuleiten, forderte er in seinem Vortrag „Leben in überlagernden Krisen“.
Nassehi sprach auf Einladung der Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr jetzt bei dem Generalkonvent des Sprengels Hannover in der Epiphanias-Kirche Hannover. „Wir wissen, dass wir uns anders verhalten müssen, beispielsweise zur Verringerung des CO2-Ausstoßes weniger Auto fahren, und tun es trotzdem nicht“, sagte er. Wissen und der zumeist vorhandene gute Wille vieler Menschen reichten allein nicht. „Einstellung und Handeln klaffen auseinander, unser tatsächliches Verhalten folgt anderen Regeln als rationalen Entscheidungsgründen“, betonte der Wissenschaftler. Die Gesellschaft stehe geradezu vor einer „Theodizee“-Frage: „Warum lassen wir es zu, dass alles so weiterläuft, obwohl wir wissen, dass sich vieles dringend ändern müsste?“