Hannover. Mit einem festlichen Gottesdienst in der Marktkirche hat der Knabenchor am Sonntag, 16. April, rund 30 junge Sänger im Chor willkommen geheißen. Die Sänger im Alter zwischen fünf und acht Jahren wurden dabei als neue Mitglieder der Chorgemeinschaft begrüßt. Mit dem Introitus-Psalm 100 „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ gaben sie schon eine erste Probe ihres Könnens. Den weiteren musikalischen Rahmen des Gottesdienstes gestaltete der Konzertchor des Knabenchores unter der Leitung von Jörg Breiding mit der Motette „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ von Johann Sebastian Bach (BWV Anh. 159) sowie einem Teil der Bach-Motette „Singet dem Herrn“ (BWV 225). Er wurde vom Orchester „Concerto Inspirato“ unter der Leitung von Iris Maron begleitet. Weiter gestalteten die Vorklasse, der Nachwuchschor sowie der Männerchor des Knabenchores den Gottesdienst musikalisch mit. Die Orgel spielte Ulfert Smidt.
Bedeutung von Vorbildern
Superintendentin Bärbel Wallrath-Peter wies in der Predigt, die sie stellvertretend für Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr hielt, auf die Bedeutung von Vorbildern für Heranwachsende hin. Jede Zeit habe ihre eigenen Vorbilder oder Helden und Heldinnen. Sie könnten fern und unerreichbar oder ganz in der Nähe sein, wie vielleicht im Knabenchor die älteren Jungen, deren Können bewundernswert sei. Auch in der Bibel gebe es Figuren, die zu Vorbildern werden könnten, wie Mose, Jeremia, David oder Maria Magdalena. Auch die Figur des zweifelnden Jüngers Thomas, der am Sonntag nach Ostern im Zentrum der Lesung von 1. Petrus 1, 3-9 stand, könne als Vorbild gesehen werden. „Er traut sich was, ist kritisch und neugierig, will sich selbst seine Meinung bilden“, sagte Wallrath-Peter in der voll besetzten Marktkirche. Seine Geschichte zeige, dass „Zweifel zum Glauben dazugehören und kritische Fragen nicht lästig, überflüssig oder sogar verboten“ seien.
„Fragen und Zweifel bringen die Dinge in Bewegung“ und das führe zu einer „heilsamen Verunsicherung“, sagte die Superintendentin. Thomas sei ein Glaubensvorbild und „ein richtiger Christ, skeptisch, kritisch, voller Fragen, selbstständig im Denken“, denn „zum Geheimnis des Glaubens gehört das Nichtglaubenwollen und das Nichtglaubenkönnen, genauso wie die Momente, wo Gott plötzlich so nahe ist, als stünde er mitten im Zimmer“. Die Musik und das Singen spielten hier für viele Menschen eine besondere Rolle. „Im Singen fällt es manchmal ganz leicht, daran zu glauben, dass Gott da ist, dass die Welt nicht verloren ist“, sagte Wallrath-Peter und wünschte den Knabenchor-Sängern zum Abschluss ihrer Predigt die Möglichkeit, diese Erfahrung zu machen.
In der Regel treten junge Sänger im Alter zwischen fünf und acht Jahren in den Chor ein. Nach einem erfolgreichen Vorsingen werden sie dann jeweils im Frühjahr mit einem Gottesdienst begrüßt, der sie auch in der Chorgemeinschaft willkommen heißen soll. Zwei bis drei Jahre lang singen sie in der sogenannten Vorklasse, dann wechseln sie in den Nachwuchs- und in den Hauptchor. Nach dem Stimmwechsel können sie den Chor als „Männerchor“ ergänzen.
Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hannover/Sabine Dörfel