Kirchen im globalen Süden und Norden
Hannover/Hermannsburg. Bestehen koloniale Denkmuster und Abhängigkeitsstrukturen zwischen den Kirchen im globalen Norden und globalen Süden fort? Am Beispiel von Evangelisch-lutherischen Kirchen in Deutschland und Südafrika geht es um diese Frage bei einem Gesprächsabend am Dienstag, 6. Juni, um 18.30 Uhr, im Historischen Museum Hannover, Pferdestraße 6. Auf Einladung des Evangelisch-lutherischen Missionswerkes in Niedersachsen (ELM) und des Museums diskutieren Nkosinathi Msawenkosi Myaka, Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche im Südlichen Afrika (ELCSA) und Dr. Petra Bahr, Regionalbischöfin Sprengel Hannover, unter dem Titel „Kirchen und koloniale Denkmuster – Muss der Glaube dekolonisiert werden?“. Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Mirjam Laaser (ELM). Ein Grußwort spricht Anne Gemeinhardt, Direktorin der Museen für Kulturgeschichte in Hannover.
Die Veranstaltung findet in englischer und deutscher Sprache mit Simultan-Übersetzung statt. Anmeldung ist erwünscht über die Webseite des ELM (www.elm.events) bis zum 2. Juni.
In Südafrikas Universitäten wurde das Thema der Dekolonisierung vor einigen Jahren vehement auf die Agenda gesetzt. Die Geschichte des Kolonialismus zementiert bis in die Gegenwart ungleiche Machtstrukturen, die es zu überwinden gilt. Als Symbole für koloniale Ausbeutung wurden von Kapstadt bis Hannover auch Straßennamen und Statuen ausgemacht.
An den Kirchen ist diese Diskussion nicht spurlos vorbeigegangen und hat vielerorts zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte geführt. Europäische Kirchen und Missionsgesellschaften waren Akteure in Kolonialstrukturen und haben beispielsweise in Südafrika lokale Kirchen mitgegründet, die heute eigenständig sind. „Kirchen – und ihre Missionen – müssen sich mit ihrem Verhältnis zu den Kolonialmächten auseinandersetzen – und sie tun es auch. Dabei ist die Rolle der Missionsgemeinschaften durchaus vielfältig. Sie haben die koloniale Unterdrückung und Entrechtung nicht nur unterstützt, sondern in Teilen auch scharf kritisiert und sich aufgrund ihrer Staatsferne selbst verdächtig gemacht. Bearbeitet werden müssen aber auch Vorstellungen und Muster westlicher Überlegenheit, die sich bis heute halten“, sagt Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr.
Daraus ergeben sich Fragen, die an dem Abend diskutiert werden sollen: Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Akteuren hier und dort verändert, welche Vorstellung voneinander prägen die weltweite Ökumene? Was können wir lernen von einer südafrikanischen Kirche, in der Transkulturalität und Diversität zum Alltag gehören?
Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hannover und des ELM