Schweringen/Kr. Nienburg. Die Kapellengemeinde Schweringen hat das Nürnberger Atelier Arnold+Eichler mit der künstlerischen Umgestaltung ihrer Glocke aus der Nazi-Zeit beauftragt. Der Entwurf der Künstler Hannes Arnold und Klaus-Dieter Eichler mit dem Titel ‚Piaculum‘, lat. für ‚Versöhnungsmittel‘, sieht eine neue Beschriftung der Glocke vor, welche die ursprüngliche Inschrift sowie die weggefrästen Stellen überschreibt. „Der neue Text, direkt auf das Metall aufgebracht, legt sich wie eine Schärpe auf die Glocke und lässt die Spuren der Zeiten durchscheinen, zeigt aber das neue Verständnis und die Haltung zur Vergangenheit.“, erläutern die Künstler ihren Entwurf. „Nichts von der Geschichte wird verleugnet oder in einen früheren Zustand zurückgeführt“, so die Künstler.
Im Außenbereich der Schweringer Kreuzkirche soll zudem eine Skulptur aufgestellt werden. In einen seitlich geöffneten, 1,70 Meter hohen, würfelförmigen Monolith ist die Negativform der Glocke eingearbeitet, was an ihre Gussform erinnern soll. Stellt sich ein Betrachter vor diese Aushöhlung und spricht hinein, reflektiert der Schall zurück. Der Betrachter sei so aufgefordert, „seine Position zur Geschichte zu bedenken“, heißt es im Erläuterungstext der Künstler. So werde aus einem Denkmal ein „Hörmal“.
Die Skulptur wird aus gemahlenem Klinker angefertigt, dem lokales Material, etwa Abbruchsteine aus Schweringen, zugesetzt wird. Auf die Seitenflächen sollen durch Sandstrahlen Texte zur Glockengeschichte eingearbeitet werden. Gemeinsam mit den Künstlern sowie fachlicher Beratung befasst sich eine Arbeitsgruppe aus Vertreter*innen der Kapellengemeinde und des Kirchenkreises mit der Auswahl der neuen Glockeninschrift und den Informationstexten für die Skulptur.
„Der künstlerische Entwurf des Ateliers Arnold+Eichler überzeugt mit seiner schlichten, aber umso präziseren Aufforderung, sich – wortwörtlich - der Geschichte der Schweringer Glocke zu stellen. Ich freue mich, dass die Beratungen in der Jury einvernehmlich waren. Die einstimmige Entscheidung ist kein mühsam errungener Kompromiss, sondern Ausdruck der gemeinsam geteilten Begeisterung für die künstlerische Idee.“, sagt Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr, die als Jury-Mitglied an der Entscheidung mitgewirkt hat.