Regionalbischöfe tauschen sich mit Vikaren aus
Hildesheim. Wie schaut der pastorale Nachwuchs auf die Kirche? Welche Eindrücke und Einsichten sammeln angehenden Pastorinnen und Pastoren in ihrer praktischen Ausbildungszeit, dem Vikariat? Regionalbischof Eckhard Gorka und Regionalbischöfin Petra Bahr wollten es genauer wissen und empfingen am Dienstag in Hildesheim mehr als 20 Vikarinnen und Vikare aus den Sprengeln Hannover und Hildesheim-Göttingen zu einem zwanglosen Gedankenaustausch.
Ob klassische Dorfgemeinde oder Kirche im städtisch geprägten Umwelt, überall stellt sich heute die Herausforderung, Menschen für Kirche zu begeistern. Darin sind sich an diesem Nachmittag alle einig. Auffällig ist jedoch, wie wenig Berührungsängste die Vikare haben, neue Wege auszuprobieren. „Wir brauchen heute neue kirchliche Formen, die Menschen wieder in ihrer Lebenswelt ansprechen.“, sagt ein Teilnehmer. Das Interesse für Glaubensthemen sei nach wie vor hoch. „Es kommt darauf an, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, was Glaube für sie persönlich bedeutet - abseits vom üblichen Kirchensprech.“, ergänzt ein anderer.
„Die Generation, die jetzt kommt, bringt neue Energie in die Kirche, die auch gegen manche Mauer der Bequemlichkeit angeht. Ich wünsche mir, dass Sie diese Haltung bewahren, mit einer guten Mischung aus Trotz und Glauben.“, gibt Regionalbischöfin Bahr den Berufsanfängern mit auf den Weg. „Die Kirche, in die ich vor 35 Jahren ordiniert wurde, gibt es heute gar nicht mehr. Ich bedauere das nicht in allen Teilen.“, stellt Regionalbischof Gorka fest. „Welche Gemeindeformen sich künftig entwickeln, ist noch nicht abzusehen. Wir haben noch keine Fassung für die Rohdiamanten. Aber wir wollen sie nicht daran hindern zu wachsen.“ Doch Gorka warnte davor, die Parochie frühzeitig außer Betrieb zu setzen: „Es gilt, den Blick auf die auszuweiten, die zwar noch Kirchenmitglied sind, aber üblicherweise nicht vorkommen.“
Viele der Nachwuchspastor*innen berichten von einem großen Vertrauen, dass Ihnen als Vertrer*in der Kirche entgegengebracht wird. „Oft wird man aber auch auf das Pfarrerbild einer vergangenen Zeit verhaftet.“, wirft eine Vikarin ein. „Aber die Leute lassen sich gerne von ihren alteingesessenen Vorstellungen überraschen.“ Insgesamt gäbe es eine große Offenheit.
Manch künftiger Aufgabe sehen die Vikare jedoch sorgenvoll entgegen: „Ich habe Bedenken, was die enorme Verwaltungsarbeit angeht. Jetzt habe ich viel Zeit für theologische Arbeit. Künftig muss ich Aktenschimmel reiten.“ Den Wunsch nach Entlastung in Verwaltungsaufgaben teilen viele. „Diese Entwicklung wird es geben. Verwaltung ist aber auch eine Machtfrage. Wir müssen daher lernen, dort abzugeben, wo wir keine Profis sind.“, entgegnet Regionalbischöfin Bahr. „Die Sachbearbeiter*innen in den Kirchenämtern sind gesprächsfähig und hilfsbereit. Nehmen Sie das in Anspruch“, ermunterte Regionalbischof Gorka den Nachwuchs.
Der Austausch an diesem Nachmittag hat eines gezeigt: die Vikarinnen und Vikare gehen die künftigen Herausforderungen kirchlicher Arbeit entschlossen und mit viel Begeisterung an. „Wir bringen uns mit unserer Persönlichkeit ein, um das Evangelium zu verkünden.“, fasst ein Gesprächsteilnehmer die Diskussion zusammen. „Mein Glauben hat endlich ein Echo. Etwas, was zurückkommt. Der Wunsch, mitzumachen und mitzuwirken, ist ein riesiger Segen.“, stellt ein Vikar abschließend fest.