Ballhof Hannover

Grußwort zum Spatenstich für den Erweiterungsbau Henriettenstiftung am Standort Marienstraße

Nachricht 05. November 2014

5. November 2014

Sehr geehrte Frau Ministerin Rundt, Herr Regionspräsident Jagau,
Herr Dr. Anke, Herr Prof. Weber,
liebe Mitarbeitende des Diakoniekrankenhauses der Henriettenstiftung,
sehr geehrte Damen und Herren,

gern überbringe ich die herzlichen Grüße und Segenswünsche der Landeskirche, namentlich unseres Landesbischofs Ralf Meister, und natürlich, aus lan-ger Verbundenheit, auch die des Sprengels Hannover anlässlich des heutigen Spatenstichs.

Ja, das ist ein großes Werk, mit dem dies geschichtsträchtige Diakoniekran-kenhaus Henriettenstiftung in die Zukunft investiert. Nach langer Vorbereitung und mit ansehnlicher Unterstützung des Landes Niedersachsen – liebe Frau Ministerin Rundt – können in Zukunft viele Untersuchungswege zwischen Kirchrode und Marienstr. eingespart werden und hier ein akutmedizinischer Schwerpunkt entstehen, der dem Patienten dient und zugleich höchst wirt-schaftlich ist. Kirchrode wiederum kann zu einem psychosomatischen und geriatrischen Zentrum werden.

Damit fügen sich der Erweiterungsbau und die mit ihm verbundenen Sanie-rungen, die heute auch schon zu besichtigen sind, in die Neuorganisation der Diakonischen Dienste Hannover aus Annastift, Friederikenstift und Henriet-tenstiftung ein, die gerade dabei sind, ihre weiten Kompetenzen in kluger, patientengerechter und wirtschaftlicher Hinsicht noch besser zu strukturieren.

Wir alle kennen die schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen und den hohen Kosten- und Wettbewerbsdruck im Gesundheitswesen, der zugleich die Anforderungen an Qualität und Qualifikation ständig steigen lässt. So standen – wir alle wissen es – in letzter Zeit vor allem die finanziellen Schwierigkeiten im Blickpunkt der öffentlichen Wahrnehmung, weniger die Leistungen, die Sie hier im Krankenhaus erbringen.

Aber diese Leistungen müssen sich in keiner Weise verstecken. Die Kranken-häuser der DDH sind unter anderem 2012 und 2013 vom Magazin Fokus zu den besten vier Prozent in ganz Deutschland gewählt worden: das Diakonie-krankenhaus Henriettenstiftung besonders für seine Leistungen in den Berei-chen der Behandlung von Alzheimer, Multipler Sklerose, Brust- und Darmkrebs und für die Klinik für Geburtshilfe in Kirchrode. Zu verdanken haben wir dies vor allem der Leistung, die Sie als Mitarbeitende in all ihren unterschiedli-chen Funktionen erbringen. Das soll heute auch einmal gesagt sein. Der heu-tige Spatenstich ist auch ein Zeichen des Danks und der Zukunft Ihrer Arbeit.

Auch mit diesem Erweiterungsbau steht die Henriettenstiftung in einer langen Tradition. Heute prägen wirtschaftliche Begriffe unsere Diskussion in der medizinischen Versorgung, Begriffe, die den Gründerinnen der Henriettenstiftung 1860 noch völlig unbekannt waren. Sicher, auch damals brauchte man Geld, um mit der Arbeit beginnen und sie fortführen zu können. Aber viel wichtiger war damals wie heute die Frage nach einer qualifizierten, menschengerechten d.h. dem ganzen Menschen gerecht werdenden Pflege. Wie kann man kranken Menschen am besten helfen? Und so dauerte es nicht lange, bis das Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung mit seinen dort ausgebildeten Diakonissen einen Standard in der Pflege entwickelte, der in der damaligen Zeit ein-zigartig und für die Ausbildung in der Krankenpflege prägend war. Kein Wunder also, dass die Konzepte der Henriettenstiftung ein Exportschlager waren und in Hochzeiten fünfzig Krankenhäuser zur Stiftung zählten.

Zu diesem Erfolg gehören die diakonischen Gemeinschaften und die diakonische Motivation, die das Leben und Arbeiten an diesem Ort prägen. Sie gehören zum Geist und zum Erfolg des Hauses. Das gottesdienstliche Leben sowie die musikalischen und kulturellen Angebote sind vielfältig und offen für Mitarbeitende und Patienten gleichermaßen. Das bereits 1990 gegründete Ethikkomitee und die Ethikberatung zeugen davon, dass es im Diakoniekrankenhaus um mehr geht als nur die wichtige medizinische Versorgung. Der Mensch als Ganzes, mit seinen Fragen, Sorgen und Anliegen steht im Mittelpunkt, wer immer er sei. Aus diesem Grund übrigens wird oft nach wie vor ein diakonisches Krankenhaus bevorzugt. Das ist im besten Sinne wirtschaftlich. Und das gilt es unter allen Umständen zu erhalten und in zeitgemäßer Form zu gestalten.

In dieser Tradition müssen heute komplexe Herausforderungen bewältigt werden:

• ethische Fragen wie die Hilfe beim Sterben oder die Präimplantationsdiagnostik;
• Fragen der Rahmenbedingungen wie des anhaltenden Kostendrucks durch die Leistungsabrechnung, die Notwendigkeit zunehmender Investitionen in Infrastruktur und die zunehmende Konzentration der Anbieter im Gesundheitswesen durch Fusionen;
• und auch Fragen, die sich durch die gesellschaftlichen Bedingungen und Entwicklungen ergeben: die Veränderung der Struktur der Krankheitsbilder durch die Altersentwicklung der Bevölkerung, die zunehmenden Personalengpässe bei Fachkrankenpflegekräften sowie bei Ärzten.

Jedes Krankenhaus wird zunehmend um sein Personal werben müssen. Da ist es gut, dass das Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung wie die anderen Krankenhäuser der DDH neben seiner guten Ausstattung und hohen Fachlichkeit auch mit seiner diakonischen Ausrichtung werben kann: einer christlich motivierten Dienstgemeinschaft, die über den Arbeitsalltag hinausgeht, die auch schwierige Zeiten bewältigen und die Weichen für die Zukunft gemeinsam stellen kann.
Der Spatenstich für den Erweiterungsbau heute, für den nachher um Gottes Segen gebeten wird, soll solch ein Zeichen für die Zukunft sein. Er holt wieder an diesen Ort, was in Folge des letzten Krieges nach Kirchrode ausgelagert werden musste. Auch dies ein schönes Zeichen!

So wird dieser Erweiterungsbau als vierter Baustein einer großen Umbauphase ein Bau für die zukunftsfähige diakonische Arbeit an diesem Ort. Eine Stadt wie Hannover braucht ein Diakoniekrankenhaus wie das Henriettenstift. Ich wünsche Ihnen alles Gute, eine gefestigte Zukunft und Gottes Segen für ihre Arbeit.

Vielen Dank!